Wie funktioniert die sog. kalte Progression ?

Immer mehr „Normalverdiener“ sind heute bereits mit Steuersätzen belastet, die früher Spitzenverdienern vorbehalten waren. Wie kommt das ?

Weil die Sätze des Einkommensteuertarifs nicht oder nur unzureichend an die Kaufkraftentwicklung angepasst wurden und werden, wird der Spitzensteuersatz heute bereits bei einem Einkommen erreicht, das der Kaufkraft eines doppelt so hohen Einkommens vor 50 Jahren entspricht. Entsprechendes gilt für Steuersätze unterhalb des Spitzensteuersatzes natürlich genauso.

Das heißt, in den letzten Jahrzehnten sind zwar die Einkommen gestiegen, der prozentuale Anteil, den der Staat davon beansprucht hat, ist jedoch deutlich stärker gestiegen als die Einkommen. Somit bleibt vom zusätzlichen Einkommen weniger bei den Bürgern.

Sehr deutlich wird das auch durch folgenden Zusammenhang:

Heute wird bereits mit dem 1,2 fachen des Durchschnittseinkommen die Spitzenbelastung erreicht. Vor 50 Jahren war dazu noch das 20-fache des Durchschnittseinkommens nötig.

Das Bundesfinanzministerium kommentiert das in einer Pressemitteilung vom 18.01.2008 so:

„Gestiegene Löhne – gestiegene Preise – kaum Aufschwung für Arbeitnehmer“

Allerdings werden die genannten Einflüsse des Staates auf die Nettoeinkommenssteigerungen ebenso verschwiegen wie der Anteil des Staates an den gestiegenen Preisen, zB. durch die Umsatzsteuererhöhung.

Statt dessen wird der Staat noch als Kaufkraftproduzent gelobt:

„Neben Vermögenseinkünften haben vor allem Transferleistungen des Staates wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld für zusätzliche Kaufkraft der privaten Haushalte gesorgt.“

Eigentlich wäre es doch besser, die Bürger würden sich ihre Kaufkraft selbst verdienen (können), statt am Tropf des Staates zu hängen, oder ?

Harald Kern, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Aschaffenburg, www.kern-hess.de

Daten aus : Kölner Steuerdialog 2/2008 S. 15885

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