Worauf Sie bei der Wahl Ihres Steuerberaters achten sollten

Ein Artikel bei „Selbständig im Netz“ mit dem Titel „Worauf Sie bei der Wahl Ihres Steuerberaters achten sollten“ gibt mir Gelegenheit, mal auf einige Mythen bei der Auswahl und Beurteilung eines Steuerberaters einzugehen.

Der Autor schreibt:

„Grundsätzlich gilt: Je höher das Einkommen, desto mehr lohnt sich das Engagement eines Steuerberaters. Und es zahlt sich am Ende in barer Münze aus. Darüber hinaus gehen Mandanten sicher, dass sie keine einzuhaltenden Fristen versäumen und kontinuierlich über neue Steuersparmodelle und gesetzliche Neuregelungen auf dem aktuellen Stand gehalten werden.“

Meines Erachtens ist das allenfalls ein Teilaspekt, und eher aus der  Sicht von sehr kleinen Unternehmen gesehen.

Meine Meinung: Beschäftigen Sie sich mit dem, was Sie gut können, und delegieren Sie den Rest an Fachleute. Alle erfolgreichen Unternehmen verfahren so. Schließlich reparieren Sie Ihr Auto ja auch nicht selbst, auch wenn Sie es vielleicht mit entsprechendem Zeiteinsatz könnten.

Weiter der Autor:

„….. nutzen Sie einschlägige Plattformen im Internet, wie zum Beispiel die Webseite des Deutschen Steuerberaterverbandes e. V.. Auf der Website können Sie Ihre Suche nach Region, Fachbereichen und Branchen eingrenzen und Kontakt zu eingetragenen Beratern aufnehmen.

Auskunft über niedergelassene Steuerberater geben zudem die regionalen Industrie- und Handelskammern (IHK). Ihre zuständige Regionalkammer finden Sie auf dihk.de.“

Mein Vorschlag: Googlen Sie doch einfach nach einem Steuerberater in Ihrer Nähe, und schauen Sie sich die Webseite an. Anhand dessen können Sie schon eine ganz gute Einschätzung vornehmen, wer zu Ihnen passen könnte. Aus den genannten Verzeichnissen erhalten Sie lediglich Adressen, das ist aber kein geeignetes Auswahlkriterium, da können Sie auch ins Telefonbuch schauen.

Weiter der Autor:

„Haben Sie zwei bis drei Berater in die engere Wahl gezogen, vereinbaren Sie unverbindliche Informationsgespräche. Achten Sie darauf, dass diese für Sie kostenlos sind und bitten Sie um schriftliche Angebote zum besseren Vergleich. “

Einverstanden, allerdings dürfen Sie in einem unverbindlichen Informationsgespräch keine verbindlichen Beratungsinhalte erwarten, sondern ein Kennenlernen und Infos über den Beratungsansatz und das Angebot. Achten Sie bei schriftlichen Angeboten darauf, dass der Leistungsumfang genau definiert ist, damit Sie nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und nicht hinterher lauter Extras berechnet bekommen, bei einem zunächst vermeintlich günstigen Angebot.Sie kennen das von Handwerkern.

Weiter:

„Wenn Sie Unternehmer sind, fragen Sie nach der Erfahrung des jeweiligen Steuerberaters in Ihrer spezifischen Branche und achten Sie während des Erstgesprächs darauf, ob Ihnen der Steuerberater alle Fragen verständlich beantworten kann.“

Meines Erachtens wird die Bedeutung  von Branchenkennntissen deutlich überschätzt. Steuerlich gibt es in den verschiedenen Branchen gar nicht so viele Unterschiede wie man meint, die steuerlichen Unterschiede zwischen Rechtsformen ist wesentlich größer, als der zwischen Branchen. Wenn es, zB. bei der Umsatzsteuer, Besonderheiten gibt, ist es kein Problem, das aufzubereiten, das ist das tägliche Brot des Steuerberaters.

Viel wichtiger ist, daß der Steuerberater unternehmerisch denken kann, und kein Bedenkenträger und Verhinderungsberater ist, sondern Sie mit konstruktiven Lösungen unterstützt.

Und wichtig, da hat der Autor Recht, ist verständliche Sprache. das fällt im Steuerrecht manchmal schwer, ist aber sicher notwendig und sinnvoll.

Weiter:

„Einige Kanzleien bieten über den vereinbarten Leistungsumfang hinaus etwa regelmäßige Informationen zum aktuellen Steuerrecht für ihre Mandanten an – zum Beispiel als monatlichen Newsletter. Auch das ist ein Qualitätsmerkmal, auf das Sie sich verlassen können.“

Tatsächlich machen das nahezu alle Kanzleien, das ist meines Erachtens kein Qualitätsmerkmal, sondern gehört dazu.

Weiter:

„Steuerberater bieten in der Regel einen umfangreichen Leistungskatalog an, aus dem Sie je nach Ihren individuellen Bedürfnissen auswählen können….. Sie sollten im Vorfeld bereits wissen, wie umfangreich Ihr persönlicher Beratungsbedarf ist.“

Das ist ganz wichtig, wenn Sie es nicht wissen, definieren Sie es zusammen mit dem Steuerberater, damit beide wissen, worum es geht, und damit Sie eine vernünftige vergleichbare Kalkulation bekommen.

Weiter:

„Für einige Bereiche, wie etwa den der Buchhaltung, gibt es auch alternative Lösungen, die weniger kostenintensiv sind und für die sich entscheiden können, wenn Sie Ihre Buchhaltung nicht selbst erledigen wollen.

Ein guter Steuerberater weist Sie in diesem Zusammenhang zum Beispiel auf Buchhaltungsbüros mit günstigeren Honoraren hin oder empfiehlt Ihnen eine leistungsfähige Software, mit deren Hilfe Sie leicht selbst kontieren können. Je umfangreicher der Service, desto intensiver die Kosten. Ihr Steuerberater sollte Ihnen dabei helfen, Ihren Bedarf ganz klar abzugrenzen.“

Die Buchhaltung selbst zu erledigen, halte ich aus ökonomischen Gründen für Quatsch, das ist eine komplexe Materie, die allenfalls bei sehr kleinen Utnernehmen mit einem sehr einfachen Geschäftsmodell selbst sinnvoll zu erledigen ist. Da nützt nach unserer Erfahrung auch eine Software nicht so viel. Aber Sie können arbeitsteilig mit dem Steuerberater zusammenarbeiten und die Unterlagen gut vorbereiten, evtl. sogar vorerfassen oder auslesen, Bankauszüge einlesen lassen etc. Hier können sich gößere Einsparpotentiale ergeben. Natürlich verändern sich mit dem Umfang der Arbeiten auch die Kosten, das gilt nach oben und unten.

Ein Verweis auf vermeintlich günstigere „Buchhaltungsbüros“ wird der Steuerberater nur im Ausnahmefall geben, denn Sie erhalten dort im Regelfall nicht die gleiche Dienstleistung. Um es anhand des Preises zu vergleichen, müsste aber die Dienstleistung gleich sein. Deshalb wird es nur im Einzelfall sinnvoll sein, wenn Sie eine relativ einfache Buchhaltung haben, das mit einem Buchhaltungsbüro abzuwickeln.

Oft hat der Steuerberater auch technische Möglichkeiten der Rationalisierung, die das Buchhaltungsbüro nicht hat. Dann hat er zwar einen höheren Stundensatz, die rationelle Bearbeitung sind die Gesamtkosten aber gar nicht wesentlich höher.

Deshalb: Sprechen Sie es an, wenn Sie wollen, und klären Sie, was Ihnen wichtig ist.

Weiter:

„Dass alle festgesetzten Steuerbeträge fristgerecht gezahlt werden, obliegt ebenfalls der Verantwortung eines guten Steuerberaters.“

Das können Sie ja nun wirklich selbst erledigen, dafür brauchen Sie keinen hochbezahlten Spezialisten. Ich kann keinen Sinn darin erkennen, die Buchhaltung selbst machen zu wollen, aber den Zahlungsverkehr oder die Überwachung fälliger Beträge, auch wenn es Steuern sind, dem Steuerberater zu überlassen.

Man sieht also, man kann sich nicht immer auf gutgemeinte  Ratschläge im Netz verlassen, sondern muß doch selbst den Kopf einschalten, wie meistens im Leben.

Harald Kern, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Aschaffenburg, www.kern-hess.de

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