In der „Süddeutschen Zeitung“ habe ich ein sehr lesenwertes und nachdenklich machendes Interview mit dem ehemaligen Verfassungsrichter Prof. Paul Kirchhof entdeckt. Titel: „Rettungsschirm für Steuerzahler aufspannen“.
Sie erinnern sich noch an Paul Kirchhof ? Im letzten Bundestagswahlkampf war er zunächst Mitglied in Angela Merkels „Kompetenzteam“, und machte durch unkonventionelle Vorschläge zur Reform des Steuerrechts von sich reden, bis er als „der Professor aus Heidelberg“ von der SPD so demontiert wurde, dass er zurückgezogen wurde.
Er beweist in dem Interview, dass er durchaus weitsichtige und intelligente Vorschläge zu machen hat.
Auszug:
„Der Staat muss darüber nachdenken, ob er – wie früher – dem Bürger gutes Recht gibt, oder ob er ihm mehr und mehr gutes Geld gibt. Gegenwärtig verfestigen wir Erwartungen auf öffentliches Geld zu einem Anspruch auf dieses Geld. Da Parteien und Verbände unentwegt sagen, dass noch mehr nötig wäre, ist der Bürger trotzdem unzufrieden. Das entsolidarisiert. “
oder:
„Wenn das Parlament im Jahr 150 Gesetze beschließt, dann weiß derjenige, der das Gesetz macht, nicht, was er tut. Das ist einfach zu viel. Und auch der Gesetzesadressat, der Bürger, weiß nicht, was er tun soll. Wir haben eine solche Normendichte, dass wir sie nur durch Nichtwissen und damit Nichtbeachtung ertragen können.“
Wie wahr !
Lesen Sie das ganze Interview in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.
Übrigens zeigt die „Süddeutsche“ hier wieder einmal ihre Qualität, denn das Thema Steuern und Steuerrecht wird in den breiten Medien üblicherweise mit erschreckender Inkompetenz behandelt, wie sich aus Meldungen und insbesondere Kommentaren regelmäßig ergibt. Es gibt aber, wie das Interview belegt, auch Journalisten, die über das, worüber sie schreiben, auch Bescheid wissen. Das freut uns doch !
Harald Kern, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, Aschaffenburg, www.kern-hess.de